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[Gottfried Benn]

Drohungen
Bolschewik
Die Welten halten, das Astrale

 

 

Drohungen

Aber wisse:
Ich lebe Tiertage. Ich bin eine Wasserstunde.
Des Abends schläfert mein Lid wie Wald und Himmel.
Meine Liebe weiß nur wenig Worte:

Es ist so schön an deinem Blut. -

Mein königlicher Becher!
Meine schweifende Hyäne!
Komm in meine Höhle. Wir wollen helle Haut sein.
Bis der Zedernschatten über die kleine Eidechse lief:
Du - Glück -

Ich bin Affen-Adam. Rosen blühn in mein Haar.
Meine Vorderflossen sind schon lang und haarig.
Baumast-lüstern. An den starken Daumen
Kann man tagelang herunterhangen. -

Ich treibe Tierliebe.
In der ersten Nacht ist alles entschieden.
Man faßt mit den Zähnen, wonach man sich sehnt.
Hyänen, Tiger, Geier sind mein Wappen. -

Nun fährst du über Wasser. Selbst so segelhaft.
Blondhäutig. Kühles Spiel.
Doch bitterrot, das Blut dacio ist tot,
Ein Spalt voll Schreie ist dein Mund.
Du, daß wir nicht an einem Ufer landen!
Du machst mir Liebe: blutigelhaft:
Ich will van dir. -

Du bist Ruth. Du hast Ähren an deinem Hut.
Dein Nacken ist braun van Makkabäerblut.
Deine Stirn ist fliehend: Du sahst so lange
Ober die Mandeln nach Boas aus.
Du tragst sie wie ein Meer, daß nichts Vergossenes
1m Spiel die Erde netzt.
Nur rüste einen Blick durch deine Lider:

Sieh: Abgrund über tausend Sternen naht.
Sieh: Schlund, in den du es ergießen sollst.
Sieh: Ich.-

                                       [Gedichte, Fischer, Frankfurt am Main, 2001]

Δ

Bolschewik

Der Herbst der Herbste und das Aschenheer
Der Schatten mit dem Tigerschwung der Geyser
Schleudernd in Wolkenbild und Wiederkehr
Des Hepta-Meron Welkebeet und Reiser
In alle Winkel und das leere Meer

Windrose fremden Stamms von Atlashängen
Rund und vom Pol zum Azimut retour
Aus scheibenförmigen Ligusterklängen
Und Tritonspeiendem bei Sterngesängen
Mit weiten Schritten in die Drohnenflur

Das ist die Steppe mit Entwicklungshohn
Ins ewig Hoch! Empor! Und Samenreiche
Die hodenlose Schalaputenleiche
Die ganze Brut gestillter Sommerteiche
Die ganze Wut erlechzter Ab-vision.

Good by, Mitropos Neophyten-schwemme,
Vom späten Strand des lethischen Gesträu
Höhnen dich aufbau-degoutierte Stämme
In jedes Morgenrot und Alpenkämme,
Meer und der Nacht Plejadenlümmelei

Hinab, hinab, stygische Schattenkähne
Wenden thyrsäisch auf das Drohnentor
Dunkelnd, in die das Haupt, die Rosenlehne
Und tief aus Trümmern rauscht die Weltverbene
Nachts klingt es wie ahoi und nevermore.

                              [Gedichte, Fischer, Frankfurt am Main, 2001]

Δ

Die Welten halten, das Astrale
Wird vom Zenithe leicht beregt,
In Leuenzügen das Finale
Nur durch das Mark des Mannes fegt,
Ach, von den Bergen ganz zu schweigen
Von Waldem oder Waidmannsruh
Doch wenn wir in die Sarge steigen
Wer warst Du,
Du?

Doch nicht die große Fruchtromantik
Von Florida aus Meer und Rosentown
Phäakentief, vom Ford in den Atlantik
Und was es noch nicht tat, wird auch verblaun

Und Dehli, Ernten vier, Bengalenspeicher
Kolombo, Tigergrün, Gomorrhamehl
Dehli, vier braune Welten stehn am Gleicher
Und südlich der Malaienarchipel

Auf Ozeanen temer Nikobaren
Entsteht die Nacht und macht die Dschungeln stumm,
Die Affen schrein - du wirst es Die erfahren -
Den Traum vom infantilen Cerebrum.

                                       [Gedichte, Fischer, Frankfurt am Main, 2001]

Δ

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